CISC-Prozessor

CISC-Prozessor
CISC-Prozessor
 
[Abk. für Complex Instruction Set Computer, dt. »Computer mit komplexem Befehlssatz«], ein Prozessor, der durch einen umfangreichen Befehlssatz (200-400 Maschinenbefehle) charakterisiert ist - im Unterschied zu den deutlich beschränkteren Befehlssätzen von RISC-Prozessoren. Weitere Kennzeichen von CISC-Prozessoren sind die Umsetzung der Prozessorbefehle durch Mikroprogramme, die im ROM des Prozessors gespeichert sind, und mehrere Arten der Adressierung. Die meisten Computer der zweiten und dritten Computergeneration liefen typischerweise mit CISC-Prozessoren, z. B. die Prozessoren der Familien 80x und x86 von Intel oder die 680x0 von Motorola. Bei modernen Prozessoren, etwa für die Pentium-Rechner, sind die Befehlssätze teilweise wieder reduziert.
 
Ausgangspunkt der Aufblähung des Prozessorbefehlssatzes bei den Rechnern der zweiten Computergeneration waren die langsamen Hauptspeicherzugriffe, welche die Prozessorgeschwindigkeit bremsten (damals konnte der Hauptspeicher noch nicht voll in Halbleitertechnologie realisiert werden). Daher fasste man immer wiederkehrende Folgen von Befehlen in Komplexbefehlen zusammen. Mit diesen ließen sich Programme besonders kurz und effizient in Maschinensprache schreiben. Entsprechend entwickelte man die Befehlssätze nach dem Kriterium kompakter (Speicherplatz sparender) Programmierung, was insbesondere zu nicht einheitlichen Befehlslängen führte. Ausgeführt wurden Komplexbefehle dann nicht über den Hauptspeicher, sondern über ein wesentlich schnelleres Prozessor-ROM, das die Mikroprogramme enthielt, die den Prozessorbefehlen zugeordnet waren. Als nachteilig erwies sich, dass ein komplexer Befehlssatz ein sehr komplexes Steuerwerk bedingte, das viel Chip-Fläche (in der Regel über 50 %) benötigte und damit erhöhte Materialkosten verursachte.
 
Der Geschwindigkeitszuwachs durch neue Maschinenbefehle verringerte sich zum einen durch die Entwicklung von schnellem Hauptspeicher in den 1990er-Jahren, zum anderen dadurch, dass die meisten Programme den Befehlssatz gar nicht effizient ausnutzten. Denn wegen der überwiegenden Nutzung der höheren Programmiersprachen für die Erstellung von Anwendungsprogrammen wurde der ausführbare Code fast ausschließlich durch Compiler erzeugt. Diese nutzen aber nur einen kleinen Ausschnitt des zur Verfügung stehenden komplexen Befehlssatzes.
 
Die Optimierung der Verarbeitungsgeschwindigkeit eines Prozessors für Compiler-erzeugte Programme führte zu einer Reduktion des Befehlssatzes und der Beschleunigung des Maschinenbefehlszyklus durch Pipelining, das eher einfache Maschinenbefehle erfordert.
 
Dennoch erweist sich die Ausweitung des Befehlssatzes manchmal als nützlich, etwa für bestimmte Anwendungen, die im ursprünglichen Befehlssatz nicht genügend berücksichtigt worden sind. So stellte Intel im Jahr 1997 Prozessoren mit 24 neuen Befehlen für Multimediaanwendungen vor (MMX). Geschwindigkeitsvorteile ergeben sich bei einer solchen Befehlserweiterung nur dann, wenn die Programmierer eines Anwendungsprogramms für den entsprechenden Prozessor diese Befehle auch verwenden.

Universal-Lexikon. 2012.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • CISC — Complex Instruction Set Computing (CISC) (engl. für Rechnen mit komplexem Befehlssatz) ist eine bestimmte Designphilosophie für Prozessoren. Ein CISC Prozessor ist ein Prozessor mit komplexem Befehlssatz. Die Bezeichnung ist ein Retronym, das mit …   Deutsch Wikipedia

  • CISC — 〈EDV; Abk. für engl.〉 Complex Instruction Set Computing, Prozessor, der über eine große Anzahl von Maschinenbefehlen verfügt; →a. s. RISC …   Lexikalische Deutsches Wörterbuch

  • Prozessor (Hardware) — Ein Prozessor ist eine Maschine oder eine elektronische Schaltung (i.A. ein IC), welche gemäß übergebener Befehle andere Maschinen oder elektrische Schaltungen steuert und dabei einen Prozess oder Algorithmus vorantreibt, was meist… …   Deutsch Wikipedia

  • RISC-Prozessor —   [Abk. für Restricted Instruction Set Computer Prozessor, »Computerprozessor mit reduziertem Befehlssatz«], ein Prozessor, der einen relativ kleinen Befehlssatz verwendet, was einen einfachen Aufbau und daher eine höhere… …   Universal-Lexikon

  • x86-Prozessor — Prozessor Intel i8086 in Gehäuseform DIP 40. Der Intel i8088 besitzt im Vergleich zum …   Deutsch Wikipedia

  • X86-Prozessor — Die Artikel IA 32 und X86 Prozessor überschneiden sich thematisch. Hilf mit, die Artikel besser voneinander abzugrenzen oder zu vereinigen. Beteilige dich dazu an der Diskussion über diese Überschneidungen. Bitte entferne diesen Baustein erst… …   Deutsch Wikipedia

  • X86 Prozessor — Die Artikel IA 32 und X86 Prozessor überschneiden sich thematisch. Hilf mit, die Artikel besser voneinander abzugrenzen oder zu vereinigen. Beteilige dich dazu an der Diskussion über diese Überschneidungen. Bitte entferne diesen Baustein erst… …   Deutsch Wikipedia

  • X86er-Prozessor — Die Artikel IA 32 und X86 Prozessor überschneiden sich thematisch. Hilf mit, die Artikel besser voneinander abzugrenzen oder zu vereinigen. Beteilige dich dazu an der Diskussion über diese Überschneidungen. Bitte entferne diesen Baustein erst… …   Deutsch Wikipedia

  • TRIPS-Prozessor — Gehäuse des TRIPS Prozessors Der TRIPS Prozessor (Tera op, Reliable, Intelligently adaptive Processing System) ist ein Forschungsprozessor der University of Texas at Austin. Die Prozessorarchitektur ist so ausgelegt, dass sich weitere Kerne… …   Deutsch Wikipedia

  • 68000er-Prozessor — Motorola MC68000 im 64 poligen DIP Ein MC68000, hier von Thomson Semiconductor …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”